Wider die Sinnmacher

Ein Traktat über philosophische Tieffliegerey und angelsächsische Falsche Freunde.

Vermutlich sind Sie auf diese Seite verwiesen worden, weil Sie sich zuvörderst in philosophischer Hinsicht als Tiefflieger und in germanistischer als Hilfsbremser produzierten, indem Sie dem unsäglichen Sinn machen durch unabhängige Neuerfindung, Wiederholung oder Zitat Vorschub leisteten.

Ich erlaube mir, Sie diesbezüglich wie folgt aufzuklären.

  1. Sinn kann--philosophisch betrachtet--nicht gemacht werden. Wer machte denn bitteschön Sinn? Es? Welches Es? Das Es des Stephen King? Das Es des Sigmund Freud? Gibt es eine Maschine, die aus Edukten ein Produkt namens Sinn macht? Einen Menschen, der aus Worten, Taten und Zutaten Sinn zu machen imstande wäre? Wieviel wöge wohl so ein Sinn? Wär er wie ein Hauch so leicht? Wie ein Fels so schwer? Könnt man ihn sehen oder schmecken? Mit den Sinnen entdecken? Unsinn!
  2. Philosophisch und sprachlich korrekt ist: positiv: Etwas hat Sinn, bzw. ist sinnvoll oder ergibt einen Sinn. Der Geist, der stets verneint, spräche: Etwas habe keinen Sinn, bzw. sei sinnlos oder ergebe keinen Sinn.
  3. Die Angelsachsen machen neben dem Sinn so einiges: Sie machen Geld, Freunde und Liebe. Nichts von diesen Dingen machen die Teutonen. Geld wird verdient, Freunde werden gewonnen und Liebe wird errungen. Wieviel poetischer ist doch unsere Sprache, wieviel Raum zu differenziertem Ausdruck bietet sie dem, der ihre Kleinode zu verwenden weiß. Nutzen wir diese Möglichkeiten, statt alles gleichzumachen!

Kaum lesen Sie diese Zeilen, fühlen Sie sich zu Widerspruch berufen. Bevor Sie sich weiter vergeblich bemüßigen, erlauben Sie mir, die am häufigsten angeführten Argumente gleich vom Tische zu wischen.

Wohlan, was bleibt zu tun? Weisen Sie andere (gerne auch mit Verweis auf diesen Traktat) auf deren Faux-pas hin, wo und wann immer Sie einen Sinnmacher entdecken. Rezitieren Sie Ihre nun gewonnene Erkenntnis, weisen Sie sich im selben Atemzug zugleich als profunder Philosoph als auch Kenner der deutschen Sprachkultur aus. Antworten Sie im Nutznetz, schreiben Sie Leserbriefe, rufen Sie bei Ihrem Sender an. Nichts Geringeres als das Ansehen Deutschlands als Volk der Dichter und Denker steht auf dem Spiel.

Mit philosophischen Grüßen,

Jens Schweikhardt


Dieser Traktat darf und soll für beliebige Zwecke in beliebiger Form vervielfältigt werden.

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